Bianca Regl
Almost like a Shadow
18.9.2019 – 05.02.2020
MOTIVISCHE REMINISZENZEN GESTISCHER MALEREI
Zur Synthese von Abstraktion und Figuration bei Bianca Regl
Das Festhalten der bewegten Gestalt beschäftigt die bildende Kunst seit jeher. Diese lange Tradition spiegelt sich auch in den Werken von Bianca Regl wider: Reale Personen und deren abstrahierte Wiedergabe im Bild verschmelzen in ihren Gemälden zu einem lebendigen Ganzen, in dem die Bewegtheit des Dargestellten in der Bewegtheit der Darstellung aufgeht. Die Galerie Schnitzler und Lindsberger widmet der österreichischen Künstlerin eine spannende Personale.
Von ägyptischen Skulpturen, die mit leicht vorgestelltem linken Bein eine schreitende Figur andeuten, über den klassischen Kontrapost, welcher den Dargestellten eine natürliche Körperhaltung verleiht, und das Finden des „fruchtbaren Augenblicks“, in dem eine ganze Geschichte verdichtet erscheint, bis hin zur Zergliederung von Bewegung in einzelne Stadien mithilfe der Fotografie und schließlich zum Wegfallen des Dargestellten zugunsten des bewegten Darstellers in aktionistischen Formaten – diese lange Tradition des künstlerischen Umgangs mit Bewegung ist Bianca Regl wohl bewusst. Sie verbindet Figuration und Abstraktion in genau kalkulierter Weise, kombiniert freie, gestisch-malerische Akzente mit mimetischen, also nachahmenden Tendenzen und schafft Gemälde, in denen Pinselstrich und Malgrund motivisch gebunden sind, während zugleich das Motiv von ihnen durchsetzt ist.
Wie können Abbild und Abgebildetes in eine vernünftige Beziehung zueinander treten? Diese Grundfrage der Bildniskunst spricht Bianca Regl in ihren Werken offen an, etwa indem porträtierte Figuren sich gegen deren bildliche Darstellung und somit Stillstellung wehren – durch Verweigerung des Blickkontakts mit den Betrachtenden oder indem die Augen der Porträtierten im dunklen Malgrund aufgehen, was sie schemenhaft und ungreifbar erscheinen lässt und dem solcherart ausgeweiteten Bildraum zugleich eine unauslotbare Tiefe verleiht.
Auch rein malerische Interventionen schweben scheinbar in einem nicht näher definierten Bildraum, in dem mit breitem Pinsel gezogene Bögen und Schwünge motivisch lesbar werden. Bewegungsspuren, welche die Künstlerin auf Gemälden hinterlässt, sind zugleich als Gesten der im Bild Dargestellten interpretierbar: Die im Pinselstrich gebannte Bewegung der Künstlerin verstärkt jene Bewegtheit des bildlichen Gegenübers, die schon seit dem Barock als körperlicher Ausdruck einer inneren Verfasstheit verstanden wird – ein Aspekt, den Bianca Regl auch mithilfe kunsthistorischer Zitate ausarbeitet, etwa mit malerischen Paraphrasen auf Skulpturen des Barockbildhauers Gian Lorenzo Bernini.
WERKE
BIANCA REGL
geboren in Linz, lebt und arbeitet in Wien und Beijing.
www.biancaregl.com
Seit 2010 Leitung Blackbridge OFF, Beijing, China.
www.blackbridgeoff.com
Studium der Malerei an
den Ateliers Beaux-Arts, Paris
der Kunstuniversität Linz
der Akademie der bildenden Künste, Wien, und der UCLA, Los Angeles
Zahlreiche Ausstellungen
unter anderem in
Niuchang Museum, Beijing, Leopold Museum, Wien, Sammlung Essl, Klosterneuburg, University Museum, Hongkong, Today Art Museum, Beijing, Kunsthalle Krems, Krems, Vitraria Museum, Venedig, Ferdinandeum, Innsbruck, BA-CA Kunstforum, Wien, Kunstraum Innsbruck, Innsbruck, Künstlerhaus Bethanien, Berlin, Stift Melk, Melk, Museum am Ostwall, Dortmund.